Glaubensgewissheit und Gewissensfreiheit. Die frühe Reformationszeit in Basel
Christine Christ-von Wedel
Zahlreiche kraftvolle Persönlichkeiten trafen zwischen 1514 und 1529 in Basel aufeinander. Das geistige Zentrum des Oberrheins beherbergte gute Druckereien, hatte eine Universität und war erst kürzlich der Eidgenossenschaft beigetreten, was eine gewisse Unabhängigkeit vom Reich gewährte. Hier konnten ganz neue Fragen gestellt werden: Wie soll sich eine Stadt organisieren, damit sie Gott und Menschen gefiel? Was heisst Freiheit? Sollte die Stadt sich befreien von überholten Strukturen, Riten und Werten, die viele für gotteslästerlich hielten? Sollte sie frei sein, verschiedene Glaubensrichtungen und Riten nebeneinander bestehen zu lassen, und Kultus- und Gewissensfreiheit gewähren? Gilt es aller Knechtschaft abzusagen und die Bauern aus der Leibeigenschaft zu entlassen? Oder ist der Aufruhr der Untertanen als Akt des Ungehorsams abzulehnen? Wo liegen die Grenzen des reformatorischen Schriftprinzips? Ist die Heilige Schrift klar und daher eine einheitliche Auslegung geboten? Oder ist sie in vielem dunkel, so dass verschiedene Auslegungen möglich sind und daher Toleranz geboten ist?
In Basel rangen machtbewusste Politiker, humanistische Gelehrte, reformatorische, der römischen Kirche treue und täuferische Prediger, Handwerker und Bauern leidenschaftlich um Glauben, Recht und Sitten.
Die aus den Quellen geschöpfte Studie zeichnet ein lebendiges Bild der konfessionellen und politischen Auseinandersetzungen in der frühen Reformationszeit und wirft neues Licht auf die Beziehungen von Humanismus, Reformation und Politik.