Goethes Rückblick auf die Antike
Mauro Ponzi, Bernd Witte
Über „Goethe und die Antike“ ist vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts seitens der Literaturwissenschaft viel sinniert worden. Seitdem wurde das Thema nur fragmentarisch und vorwiegend von kunstgeschichtlicher oder -theoretischer Warte aus in Betracht gezogen.
Dieser Sammelband vollzieht mit seinen Beiträgen einen regelrechten Paradigmenwechsel, indem das Goethesche Verhältnis zur Antike in allen seinen Facetten – und das heißt nicht nur von kunstwissenschaftlicher Perspektive aus, sondern auch im Hinblick auf die Rezeption antiker Literatur und Mythologie – beleuchtet wird. Die unterschiedlichen Beiträge beschäftigen sich u.a. mit der Verarbeitung antiker Stoffe und analysieren, wie Motive und Sprachbilder aus Werken Homers oder Pindars in Goethes eigenen Texten umgestaltet wurden. Für Goethe und sein Werk – so eine der zentralen Aussagen dieses Bandes – spielt der Rückgriff auf die Antike nicht so sehr aufgrund rein ästhetischer Kriterien eine wichtige Rolle, vielmehr handelt es sich dabei auch um den Versuch, jene durch Verlust an Sinn und Sprache gekennzeichnete Krise seiner Zeit zu überwinden.