Gotisches Mittelalter und Gottesgnadentum in den Zeichnungen Friedrich Wilhelms IV.
Herrschaftslegitimierung zwischen Revolution und Restauration.
Catharina Hasenclever
Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) hat sich der Kunst und Architektur bedient, um seine Herrschaft zu festigen. Catharina Hasenclever untersucht, inwieweit die vom gotischen Mittelalter und vom Gottesgnadentum inspirierten Zeichnungen des Königs und die dazugehörigen Projekte der Herrschaftslegitimierung einer „Historisierung der Monarchie“ dienten. Als Grundlage der Untersuchung dienten sowohl seine tatsächlich gebauten Objekte wie der Kölner Dom oder die Friedrich-Werdersche Kirche in Berlin als auch nie verwirklichte Projekte, darunter St. Georgen im See und der Berliner Nationaldom. Daneben werden auch Literaturadaptionen und Darstellungen von Rittern, Kaisern und Königen erforscht. Friedrich Wilhelm konnte, geblendet von seinem während der Befreiungskriege ausgeprägten Hass gegen die Revolution, deren politische Neuerungen nicht akzeptieren. Vielmehr versuchte er in der schwierigen Regierungszeit zwischen Revolution und Restauration sein Volk für die Monarchie zu gewinnen, in dem er die Werte der Geschichte und die Tradition einer bewusst konstruierten mittelalterlichen Vergangenheit propagierte. Dabei sah er sich als König von Gottes Gnaden im Kampf gegen den „Lindwurm“ des Liberalismus. Der mangelnde Erfolg seines so verstandenen „Monarchischen Projektes“ mag auch der Grund dafür sein, dass die intensive Beschäftigung dieses Königs mit dem gotischen Mittelalter weitgehend in Vergessenheit geraten war. Mit der ikonografisch-ikonologischen Interpretation bisher unveröffentlichter Zeichnungen Friedrich Wilhelms schließt die Autorin eine Lücke zwischen der bisherigen kunsthistorischen Forschung und dem Erkenntnisstand der Historiker über diesen preußischen König.