Gott denken – ohne Metaphysik?
Zu einer aktuellen Kontroverse in Theologie und Philosophie
Ingolf U. Dalferth, Andreas Hunziker
Die Metaphysik ist in weiten Kreisen der Philosophie und Theologie wieder salonfähig. Ob aber tatsächlich erledigt ist, was unter dem „Ende der Metaphysik“ zu denken versucht wurde, wird gegenwärtig höchst kontrovers diskutiert: Schon was unter „Metaphysik“ und „Metaphysikkritik“ verstanden wird, ist umstritten. Erst recht aber scheiden sich die Geister an der Frage, ob das Ende der Metaphysik auch die Auflösung des Gottesgedankens bedeutet: Ist es wahr, dass Metaphysik treibt, wer Gott denkt? Geht es darum, schlechte Metaphysik durch bessere zu ersetzen oder ist das Setzen auf Metaphysik insgesamt als Irrweg des Denkens Gottes zurückzuweisen? Zu wenig wird bedacht, dass das Denken Gottes selbst Quelle und Kritik metaphysischen Denkens sein kann. Gerade deshalb ist zu klären, was es heisst, Gott nichtmetaphysisch oder metaphysikkritisch zu denken.