Grenzen
Matthias Gössling, Frank Lilie, Roger Mielke, Sabine Zorn
In jüngster Zeit sind »Grenzen« nicht nur in politischer Hinsicht zu einem Gegenstand heftiger Kontroversen geworden. Für die einen sind sie Inbegriff des zu Überwindenden, das Leben behindert und einschränkt; für die anderen sind sie nötiger denn je, weil gedeihliches Zusammenleben nur in wohlgeordneten und überschaubaren Einheiten möglich sei. »Grenzen« sind aber auch für Erfahrung und Denken des Glaubens ein Thema mit großer geschichtlicher Tiefe. In der Selbstauslegung des Glaubens spielen die Unterscheidungen, die »discretiones« eine zentrale Rolle, die basale etwa zwischen Schöpfer und Geschöpf, oder diejenigen zwischen Hören und Antworten, Reden und Schweigen, und, zentral für die lutherische Tradition, zwischen Gesetz und Evangelium. Die Beiträge des Heftes werden den ethischen und spirituellen Unterscheidungen und Grenzziehungen nachgehen und sie befragen – auch in Hinsicht auf die nötigen Grenzüberschreitungen.
Der »Quatember«, der Name geht zurück auf die den vier Jahreszeiten verbundenen Buß- und Fastentage, versammelt nunmehr im 81. Jahr Beiträge zu Fragen der Spiritualität, des geistlichen Lebens und der Erneuerung der Kirche in ökumenischer Perspektive. Herausgeben und getragen von den drei Berneuchener Gemeinschaften sucht »Quatember« nach dem Zusammenhang von geistlichen Grunderfahrungen, Leben der Kirche und gesellschaftlicher Verantwortung. »Quatember« scheut zwar den Blick auf die Theologie und andere Wissenschaften nicht, soll aber vor allem dem geistlichen Leben dienen. Die Zeitschrift richtet sich daher nicht in erster Linie an theologische Fachleute, sondern darüber hinaus an alle, denen die Einheit und Erneuerung der Kirche aus ihrer Bindung an den dreieinigen Gott am Herzen liegt.