Grundwissen zum Erstellen guter Explosionsschutzdokumente
Wolfgang J. Friedl, Thomas Keckstein
Alle Unternehmen, bei denen eine Explosion realistisch vorkommen kann, benötigen ein Explosionsschutzdokument. Das beginnt bei dem Bürbetrieb, in dem ein Liter Spiritus zum reinigen von Fensteglas vorhanden ist, geht über den Hausmeisterraum mit 20 l Benzin (für Rasenmäher oder Laubbläser) bis hin zu staub- oder dampferzeugenden Unternehmensbereichen in Reaktoren oder in Arbeitsräumen. Je höher die Gefahr, je mehr Stoffe, je komplexter die Verfahrenstechnik, umso mehr wird nötig. Sind bei dem Liter Spiritus noch bruchresistente Behälter, eine Unterweisung der Belegschaft, eine Minimierung des Stoffs und ein sicheres Wegsperren wohl als ausreichend anzusehen, wird man das auf einigen wenigen Seiten umfassend abhandeln können. Bei einer Schreinerei wird baulicher Brandschutz, Absauganlagen und ggf. eine Funkenerkennungsanlage zusätzlich nötig sein und evtl. schon als ausreichend gelten. Bei komplexen Produktionsanlagen und -prozessen jedoch kann ein EX-Schutz-Dokument 60 und mehr Seiten umfassen.
Meistens wird die Aufgabe der Erstellung eines Explosionsschutzdokument an die Abteilung Arbeitsschutz oder Brandschutz übergeben. Da es keine einheitliche Form, keine absolute Vorgabe gibt, wie ein Explosionsschutzdokument aufzubauen ist und was konkret enthalten sein muss, gestaltet sich diese Aufgabe oft als sehr schwer – zu schwer. Man findet in vielen Zeitungen Hilfestellungen zu punktuellen Problemlösungen, aber kein Kompendium zur Anleitung. Hier setzt dieses Buch an und bringt einleitend das Grundwissen, das zum Verständnis für den Explosionsschutz nötig ist. Dann anschließend finden sich weitere Informationen, die man schon als ereweitertes Wissen – als Aufbauwissen einstufen kann. Mit diesem Fundament an Informationen ist man dann in der Lage, sich an die Erstellung eines Explosionsschutzdokuments heran zu wagen. Die wesentliche Grundlage dafür sind zum einen viele und unterschiedliche Technische Regeln (TRGS, TRBS), aber auch einige Arbeitsstättenregeln (ASR). Die Berufsgenossenschaften sind in Deutschland in der Position, sog. autonome Rechtsnormen zu entwerfen und auch Regeln. Die autonomen Rechtsnormen sind Gesetzen gleichgestellt und die Regeln der Berufsgenossenschaften sind den Technischen Regeln und Arbeitsstättenregeln gleichgestellt: Gesetze und autonome Rechtsnormen muss man einhalten – die sicherheitstechnischen Ziele von Regeln muss man so, oder alternativ einhalten und erreichen. Deshalb muss man diese kennen und deren konkrete Punkte. Diese dann effektiv und effizent zu kombinieren, damit kein Maximum, sondern ein sinnvolles Optimum erreicht wird im betrieblichen Explosionsschutz, das ist das Ziel und zu diesem Ziel verhilft dieses Fachbuch. Zu einer Explosion darf es nicht kommen – das geht, in dem man die explosionsfähigen Stoffe als solche erkennt und vermeidet oder minimiert und im Idealfall auch die dafür nötigen Zündquellen kennt, ableitet oder vermeidet. Funktonierender Explosionsschutz bedeutet, dass man viel an Technik umgesetzt hat, aber auch viel an Organisation realisiert hat – nur dann funktioniert das Schutzsystem.
Dieses Buch liefert die gesetzliche und behördliche Grundlage, auf die alle Unternehmen Explosionsschutzdokumente aufbauen müssen. Nur wer dieses Fachwissen hat, kann sich an die komplexe und komplizierte Aufgabe heran wagen, ein Ex-Schutz-Dokument zu erstellen.