Guter Hirte. Braune Wölfe.
"Ich dachte, ich lebe in einer Idylle. Dann merkte ich, dass neue Rechte sich aufgemacht haben, die Städte vom Land aus zu erobern."
Christoph Fasel, Wilfried Manneke
Mitternacht. Ein Molotow-Cocktail fliegt gegen die Hauswand von Pfarrer Wilfried Manneke und verfehlt nur knapp das Küchenfenster. Unbekannte malen Hakenkreuze an die Kirchentür, es gibt „Juden raus“-Rufe vor dem Haus oder Drohungen per Mail und auf Facebook …
Als Wilfried Manneke Mitte der 90er-Jahre eine Pfarrstelle in der Südheide antritt, glaubt er, in einem Idyll gelandet zu sein. Die Landschaft ist herrlich – aber sie hat „braune Flecken“. Seine neue Wirkungsstätte befindet sich inmitten eines Zentrums der Neonazi-Szene in Deutschland: Hier veranstalten die extremen Rechten Brauchtumsfeiern, vernetzen sich und rekrutieren unter den Teenagern neue Anhänger. „Wir erobern die Städte vom Lande aus“, lautet ihre Parole. Auch Beate Zschäpe kommt hierher, bevor der NSU seine Mordserie startet.
Manneke, der als Auslandspfarrer das Apartheidsregime in Südafrika erlebt hat, weiß: „Als Christ ist mein Eingreifen gefragt.“ Er mobilisiert die Behörden, organisiert Mahnwachen, Proteste und Gegenveranstaltungen, wann immer ihm eine größere Zusammenkunft der Neonazis bekannt wird. Sein Buch ist ein Weckruf. Ein brennender Appell, nicht länger tatenlos zuzusehen, sondern sich zu engagieren und dem Hass entgegenzustellen. In der Südheide, in Sachsen – wo immer er aufkommt.