Hasendarstellungen im alten Ägypten
Magdalena Stoof
In Ägypten verbreitet ist der Kap- oder Wüstenhase (Lepus capensis). Seine natürlichen Eigenschaften – die Schnelligkeit, das Hakenschlagen, das „Schlafen mit offenen Augen“ und seine hohe Fruchtbarkeit (Superfötation) – haben schon die alten Ägypter beeindruckt. Hasen treten in den Jagddarstellungen von Totentempeln und Privatgräbern auf. Im Alten Reich gehört der Hase nicht zu den gejagten Tieren, sondern er vermittelt in Nebenszenen das „Leben in der Wüste“. Im Mittleren Reich wandelt sich das Bild des Hasen und im Neuen Reich ist er unter den fliehenden und manchmal von Pfeilen der Jäger getroffenen Tieren zu finden. Im Siedlungsabfall wurden bisher nur wenige Hasenknochen gefunden. Zusammen mit den anderen erbeuteten Tieren wird der Hase entweder in Käfigen oder an den Löffeln gepackt von Gabenträgern gebracht, eine direkte Käfighaltung ist aber nicht belegbar. In der Kleinkunst – auf Schminkgefäßen und Schmuck – wird er mit Hathormotiven verbunden, hier steht besonders seine Fruchtbarkeit im Vordergrund. Als Amulett ist er vereinzelt in Frauen- und Kindergräbern belegt. Auf der Basis von Siegelamuletten ist er seit der 6. Dynastie ebenfalls mit dem Motivkreis um Hathor verbunden. Auf Rollsiegeln aus Syrien, die ägyptischen Einfluss aufweisen, ist der Hase neben Capride und Löwe das am häufigsten dargestellte Tier. Besonders auf Rollsiegeln der klassisch-syrischen Glyptik ist er zusammen mit Göttinnnen dargestellt. In den ägyptischen Totenbüchern treten hasenköpfige, mit Messern bewehrte Dämonen als Wächter und Schutzgottheiten auf. Der Hase ist zwar mit dem 15. oberägyptischen Gau, dem Hasengau, verknüpft, hat aber keinen Bezug zu heiligen Tieren oder zu Göttern. Er gehört auch nicht zu den Tieren, die mumifiziert wurden.