Heiligtümer, Papyri und geflügelte Göttinnen
Der Archäologe Otto Rubensohn
Vassiliki Barlou, Josefine Kuckertz, H.-Helge Nieswandt, Klaus Parlasca, Aubrey Pomerance, Dieter Salzmann, Bettina Schmitz
Im Jahr 2006 erhielt das Jüdische Museum Berlin den Nachlass Otto Rubensohns als Schenkung von seinem Schwiegersohn Fortunatus Schnyder-Rubensohn. Die umfangreiche Sammlung spiegelt Leben und Werk des Klassischen Archäologen in eindrucksvoller Weise wieder. Sie enthält persönliche und berufliche Dokumente, umfangreiche Korrespondenzen, vielfältige Materialien zu seinen Ausgrabungen,
Forschungen und Schriften sowie eine große Anzahl archäologischer sowie privater Fotografien.
Bereits vor Beginn seiner Erschließung konnte der Nachlass im September 2006 bei einem am Deutschen Archäologischen Institut in Berlin veranstalteten Workshop zur Archäologiegeschichte im 20. Jahrhundert präsentiert werden und weckte bei den anwesenden Fachkollegen großes Interesse. Obwohl als Name durchaus in archäologischen Kreisen bekannt, war Rubensohns Tätigkeit und Werk nur einer kleinen Zahl von Forschern und Museumskuratoren geläufig. Schriften zu seiner Person und seinen Leistungen fehlten jedoch fast gänzlich. Die Übergabe des Nachlasses, seine Erschließung und Bekanntmachung hatten zur Folge, dass viele Wissenschaftler ins Archiv des Jüdischen Museums kamen und kommen, nicht nur um die Bestände für die eigenen Forschungszwecke zu nutzen, sondern um Rubensohn überhaupt erst zu entdecken.
Das große fachliche Interesse führte dazu, sein Leben und Werk auch einem breiteren Publikum im Jüdischen Museum Berlin präsentieren zu wollen. Am 18. Februar 2010 eröffnete die Kabinettausstellung »Heiligtümer, Papyri und geflügelte Göttinnen. Der Archäologe Otto Rubensohn«, in der eine große Anzahl von Objekten, Dokumenten und Fotografien aus dem Nachlass gezeigt wurde, angereichert durch wichtige Leihgaben des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung Berlin, des
Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim und des Archäologischen Museums der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Zur Eröffnung fand zudem ein Symposium statt, dessen Beiträge in aktualisierter Fassung im vorliegenden Band gesammelt sind. Sie behandeln alle Aspekte des archäologischen Wirkens
von Rubensohn: die Ausgrabungen der antiken Heiligtümer auf der Insel Paros (1898/99) und seine lebenslangen wissenschaftlichen Forschungen darüber, seine sechsjährige Tätigkeit in Ägypten im Auftrag der Königlichen Museen zu Berlin (1901 – 1907), seine Zeit als Museumsdirektor in Hildesheim (1909 – 1915) und schließlich seine überaus wichtige private Sammlung antiker Gegenstände.
Unser Dank gilt allen voran Fortunatus Schnyder-Rubensohn, der die Papiere seines Schwiegervaters ausgezeichnet geordnet und zum Teil akribisch kommentiert dem Jüdischen Museum Berlin übergab. Im Januar 2015 erreichte er das eindrucksvolle Alter von 100 Jahren, und es ist den Herausgebern eine große Freude, ihm diesen Band als verspätetes Geschenk zu widmen. Auch seinem Sohn Thomas
Schnyder-Lange gilt unsere große Verbundenheit, der den Kontakt zwischen seinem Vater und dem Museum ermöglichte und förderte sowie für mehrmalige Erweiterungen des Bestands sorgte.
Die Schafhausen-Stiftung Hildesheim, eine Einrichtung zur Förderung der Belange des Pelizaeus-Museums, gewährte für diesen Band einen großzügigen Druckkostenzuschuss und ermöglichte so sein Erscheinen, wofür wir dem Stiftungskuratorium unseren herzlichen Dank aussprechen möchten.
Berlin und Hildesheim, im Herbst 2015
Aubrey Pomerance und Bettina Schmitz