Himerios. Reden und Fragmente
Einführung, Übersetzung und Kommentar
Harald Völker
Die griechische heidnische Rhetorik gelangte im 4. Jahrhundert n. Chr. zu neuer Blüte, obwohl sich das Christentum immer mehr durchsetzte. Zu den bedeutendsten Rhetoren dieser Zeit gehörten Libanios in Antiocheia, Themistios in Konstantinopel und Himerios in Athen.In der vorliegenden Monographie wird das Gesamtwerk des Rhetors Himerios, der als Inhaber eines Lehrstuhls für Rhetorik in Athen tätig war, ins Deutsche übersetzt. Es ist zugleich die erste Übersetzung in eine moderne Fremdsprache; bisher lag nur eine lateinische Übersetzung aus dem Jahr 1790 vor. Die ausführliche Einführung basiert auf den neuesten Forschungsergebnissen und ordnet Himerios in den Gesamtzusammenhang der spätantiken griechischen Rhetorik ein. Mit Himerios und anderen Zeitgenossen, wie z. B. Libanios, vollzieht sich der Übergang zur byzantinischen rhetorischen Literatur. Der umfangreiche Kommentar verhilft zu einem besseren Verständnis der zahlreichen Anspielungen auf wichtige Ereignisse der griechischen Geschichte von der Frühzeit bis Alexander d. Gr. und auf mythologische Zusammenhänge. Wegen seines Stils wurde Himerios bis in die heutige Zeit von vielen nicht hoch eingeschätzt. Er wird dem Asianismus zugerechnet, während seine Zeitgenossen Libanios und Themistios als Attizisten bezeichnet werden. Eduard Norden nannte den Stil des Himerios zutreffend „Poesie in scheinbarer Prosa“. Die wenigen konkreten Zeitbezüge lassen Himerios’ Reden nur sehr eingeschränkt als Geschichtsquelle erscheinen, sind aber doch wertvoll für die Charakterisierung des heidnischen Rhetorik-Unterrichts im 4. Jahrhundert und des Rhetorik-Gebrauchs im politischen Alltag (Panegyrik auf Kaiser oder hohe Beamte des Römischen Reichs). Auch für kulturkundliche und archäologische Fragen der Spätantike geben die Reden nützliche Hinweise, z. B. für die Durchführung der Panathenäenprozession und die Erhaltung der Gemälde der Stoa Poikile.