Hinter drei Sonnenaufgängen
Balkan-Streifzüge
Harald Grill
Aktuell haben Ukrainekrieg und Flüchtlingskrise darauf aufmerksam gemacht, wie komplex die Gesellschaften in den Balkanländern zusammengesetzt sind. Hinzu kommt in diesem Teil Europas das Nebeneinander von mittelalterlichen Lebensformen und High-Tech-Zeitalter, aber auch von Armut und Reichtum.
Oft genug wird das, was man nicht kennt, mit Vorurteilen belegt. „Räuber, Diebe, Mörder – was willst du dort?“, heißt es, als er sich für die Reise vorbereitet. Doch er will sich selbst ein Bild machen. Geografische Orientierungslinien sind für ihn die Donau mit ihren Nebenflüssen Mieresch, Olt, Iskar und Jantra sowie die Gebirgszüge des Karpatenbogens in Rumänien und des Balkan-Gebirges in Bulgarien. Er ist unterwegs mit Zügen, Bussen, Schiffen, mit dem Auto und – warum nicht – zwischendurch auch zu Fuß, kreuz und quer durch Rumänien und Bulgarien bis ins ukrainische Odessa. Dabei besucht er ländliche Regionen ebenso wie Städte. Hier leben so viele Ethnien und Religionsgemeinschaften innerhalb einzelner Staaten zusammen wie in keinem anderen Teil Europas. Allein in Rumänien existieren zwanzig anerkannte Minderheitengruppen. Sie genießen Sonderrechte und leben ohne größere Konflikte Tür an Tür.
Der Schriftsteller Harald Grill besucht ein Vierteljahr lang Südosteuropa und befasst sich mit den verworrenen geschichtlichen Zusammenhängen und den Ereignissen, die diese Länder immer wieder erschüttern, aber auch mit der landschaftlichen Schönheit von Regionen, die hierzulande kaum bekannt sind. Dabei bewältigt er unübersichtliche Situationen, sucht das Gespräch mit den Einheimischen, lernt zu staunen über ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. So begegnet er Land und Leuten ohne Vorbehalt und ohne Sentimentalität, denn sie gehören – wie wir selbst – zur großen europäischen Erzählung von Völkervielfalt und Toleranz.