Historische Narratologie der Figur
Studien zu den drei Artusromanen des Pleier
Lena Zudrell
Die Figur als literarisches Subjekt wurde im narratologischen Diskurs lange marginalisiert. Ausgehend von theoretischen Leerstellen, werden in der vorliegenden Studie Reden und Handlungen der Figuren in den Texten des Pleier analysiert sowie etablierte narratologische Kategorien wie histoire und discours oder spezifische Problemfelder wie Handlung oder Subjektivität kritisch hinterfragt und auf ihre Funktionalität in Bezug auf das Konzept Figur überprüft. ›Garel‹, ›Tandareis‹ und ›Meleranz‹ – als von der mediävistischen Forschung lange vernachlässigte Texte des 13. Jahrhunderts – stellen für eine solche Untersuchung eine höchst aufschlussreiche Textgrundlage dar, da besonders deren literaturhistorische Position als Herausforderung gilt. Als späte Artusromane sind die Texte des Pleier stets mit Bezug auf ihre Vorgänger- und Quellentexte zu verstehen, sowohl Figuren als auch Motive älterer höfischer Romane werden als narrative Elemente vorausgesetzt. Mit besonderen Augenmerk auf Stellenwert, Funktion und Probleme des Konzepts Figur werden die literarischen Möglichkeiten der Figuren am Beispiel des Pleier analysiert sowie in einer dialektischen Bewegung zwischen Theoriearbeit und Textanalyse rückgebunden. So soll auch ein Beitrag dazu geleistet werden, das Werk des Pleier jenseits des ahistorischen Paradigmas der Originalität zu untersuchen.