Hitler. Im neuen Licht der klassischen und modernen Psychologie
Jutta Deutmarg, Mauro Torres
Hitler stellt alle psychologischen Theorien der Vergangenheit auf den Prüfstand – und sie erweisen sich als unzureichend! Keine von ihnen ist in der Lage, den Ansprüchen und Herausforderungen der Mentalität und des Gehirns dieses einzigartigen Mannes zu genügen. Doch diese Bewährungsprobe bietet einen ungeahnten Vorteil für Psychologen, die Vertreter einer noch jungen Wissenschaft: es ist ein Aufruf, voranzuschreiten, weiter zu forschen. Keine Kampfpause einzulegen, sondern die alten Theorien hinter sich zu lassen, die heute obsolet sind und dennoch ein künstliches Leben weiterführen – zum Teil aufgrund unhaltbarer Dogmatismen, zum Teil aufgrund sehr mächtiger geschaffener Interessen. … Hitlers Psyche ist zu komplex und sprengt den Rahmen vergangener Vorstellungen.
Historiker und Biographen haben ihre Pflicht bereits erfüllt und bis in alle Einzelheiten sämtliche Tatsachen über den Tyrannen erforscht, der das geniale deutsche Volk eingewickelt und – ohne sich dessen bewußt zu sein – mit in eine kriminelle Komplizenschaft hineingerissen hat, für die es sich heute noch schämt. Der Autor sieht die Ereignisse, die Hitler ausgelöst hat, nicht so sehr als historische Begebenheiten, für die dieser Mann verantwortlich ist, sondern eher als physikalische Naturkatastrophe, als Tsunami, der nur Verwüstung und Tod zurückläßt. Deshalb paßt Adolf Hitler auch nicht in die deutsche Tradition – er ist dort eingedrungen, ohne eingeladen worden zu sein. Wie ein Phänomen, das in sich selbst seinen Anfang und sein Ende hat; wie ein Blitz, der aus der Hölle gekommen ist.
Aber die Forschungsergebnisse der Historiker – so detailliert sie auch sein mögen – reichen nicht aus. Der Psychologe muß die zugrundeliegenden Triebfedern aufzeigen, die diese Ereignisse erst ermöglicht haben. Er muß die tausend Hindernisse aus dem Weg räumen, die dieser seltsame Mann anscheinend aufgestellt hat, um sich tief im Inneren der Geschichte zu verstecken. Damit niemand erfährt, wie er wirklich war. … Dem Autor, der über die Werkzeuge der klassischen und modernen Psychologie verfügt, ist es gelungen, ins Innere von Hitlers Gehirn einzudringen und die mentalen Determinismen aufzudecken, die Hitler von seinen Vorfahren geerbt hat. Diese Determinismen, über die Hitler keine Kontrolle hatte, haben ihn dazu getrieben, der deutschen Nation zu suggerieren, sie solle sich mit ihm umbringen. Gleichzeitig haben sie ihn dazu gedrängt, einen ganzen Kontinent in eine Tragödie und das jüdische Volk in den Holocaust zu stürzen.
Die Aufgabe des Biographen wird immer schwieriger, weil der moderne Leser sehr hohe Ansprüche stellt. Er gibt sich nicht mehr mit unterhaltsamen Lebensgeschichten zufrieden, die angenehm zu lesen sind – er verlangt eindeutige Beweise. Genau aus diesem Grund fordert der Autor vom Leser höchste Aufmerksamkeit: Nur so kann er der konsequenten Beweisführung dieses Werkes folgen, das wissenschaftliche Exaktheit beansprucht.