Holocausterinnerung im Museum
Zur Vermittlung zivilreligiöser Werte in nationalen Erinnerungskulturen im Vergleich
Ines Seiter
Fünf Länder, fünf Museen, fünf nationale Interpretationen desselben historischen Abschnittes: des Holocaust. So divers wie die nationalen Erinnerungskulturen sind auch die Strategien und erzieherischen Ziele der in diesem Buch vorgestellten Museen: das United States Holocaust Memorial Museum (USA), Yad Vashem (Israel), die Topographie des Terrors (Deutschland), das Anne Frank Haus (Niederlande) und das Staatliche Museum Auschwitz Birkenau (Polen). Dieser neue, religionswissenschaftliche Blick auf die erinnerungspolitische Aufarbeitung spiegelt wider, dass der Holocaust in vielen Gesellschaften zu einem identitätsstiftenden Moment herangereift ist. Als Träger nationaler Erinnerungskultur haben die Museen die Aufgabe, den Holocaust nicht im Nimbus der Geschichte verschwinden zu lassen, sondern seine Bedeutung für die Gegenwart deutlich zu machen. Dabei soll auch nach dem Tod der letzten Zeitzeugen sichergestellt werden, dass künftige Generationen zu Mitgliedern einer politisch und sozial erwünschten Wertegemeinschaft werden, die sich dem Schutz von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, der Menschenrechte und dem Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus verschreibt.