Hybride Momente
André Baschlakow, Dietmar Bührer
Hybride Momente
Welche Bilder entstehen, wenn historische Objektive aus dem Jahr 1855 auf einen modernen
Digitalsensor treffen? Diese Frage hat mich so sehr fasziniert, dass ich beschloss, eigens dafür
eine Kamera zu bauen, die diese beiden Welten kombiniert.
Die historischen Objektive, die ich bereits für Aufnahmen im Ultra-Großbildformat eingesetzt
habe, sind optisch nicht korrigiert und zum Teil einfache Einlinser- und Monokel-Objektive,
die ursprünglich für Landschaftsaufnahmen verwendet wurden. Um sie einsetzen zu können,
musste an eine historische Fachkamera von 1910 eine digitale Kamera befestigt werden, die an
die Stelle trat, an der früher die Filmkassetten eingelegt wurden.
Für das aus Mahagoni bestehende Rückteil konstruierte ich einen drehbaren Adapter aus
Messing, der die digitale Kamera drehbar machte.
Gleichzeitig werden stürzende Linien, speziell bei Architekturmotiven, vermieden.
Nach den ersten Aufnahmen, war ich von den gestalterischen Möglichkeiten sehr fasziniert.
Das stativgebundene Arbeiten bietet die Chance sich exakter zum Motiv auszurichten und die
bildkompositorischen Doppelungen und Verschiebungen präzise vorzunehmen.
Durch den Digitalsensor ist die Kontrolle auch auf einem Laptop oder Pad sofort möglich.
Der Charakter der historischen Objektive kommt den gewünschten Bildintentionen sehr nah. Diese
bestanden vor allem darin, mehr das »Gesehene« zu zeigen und weniger das, was zu »Sehen«
denkbar ist.
In der hybriden Kombination wirken die Farben sehr viel flächiger als bei modernen Digitalobjektiven.
Die geringe Auflösung der historischen Objektive führt dazu, dass sich Farbflächen schließen und dadurch ein flächiges kompositorisches Bildelement entsteht. Gleichzeitig ist durch das Einsetzen der Steckblenden eine sehr scharfe Bildwiedergabe möglich.
Faszinierenderweise, konnten so dieselben Motive mit völlig unterschiedlichen Bildwirkungen erzeugt werden.