Illerberg
Gemeinde und Pfarrei in der einstigen Herrschaft Wullenstetten - heute Stadtteil von Vöhringen an der Iller
Ein besonders schönes Heimatbuch für Illerberg, Vöhringen
Als großes Dorf mit rund 1000 Hektar Flur erstreckt sich Illerberg über den Höhenrücken am östlichen Illertalrand, das ‚Eschach‘ umschließend, vom Landgraben bis zum Flüsschen Leibi am Rand des Weißenhorner Industriegebiets.
Als Grafen im Illergau herrschten hier seit dem 11. Jahrhundert die Grafen von Kirchberg. Eberhart (gen. 1239–1282) war der Begründer der Linie derer von Kirchberg-Wullenstetten, zu denen auch Bruno von Kirchberg, Bischof von Brixen und Gründer der Stadt Bruneck im Pustertal, zählte. Illerberg gehörte zur Herrschaft Wullenstetten, bis diese als Teil der Fuggerschen Grafschaft Kirchberg-Weißenhorn (Residenz: Oberkirchberg) im Jahre 1806 von Napoleon mit Vorderösterreich dem neuen Königreich Bayern zugeschlagen wurde.
Von alter Besiedlung sprechen die archäologischen Befunde aus den Fluren von Illerberg und Thal, so rund zwanzig 1984 aus der Luft entdeckte Grabhügel (Hallstatt, um 600–700 v.Chr.), von denen einer den ‚keltischen Herrn von Illerberg‘ barg, später die ‚Sensation‘ im jetzt geschlossenen Archäologischen Museum von Neu-Ulm.
Die Pfarrei St. Martin in Illerberg galt bis ins 19. Jahrhundert als ‚reiche Pfründe‘. Der Pfarrer genoss den Groß- und Kleinzehnten aus größerer Flur, auch Emershofen und Teile von Witzighausen umfassend. In Kriegszeiten wie denen Napoleons gelang es dem Pfarrer immer wieder, die fremden Offiziere mit Geldzahlungen zu befriedigen und somit Schaden von den Bauern abzuwenden.
Die Kirche von Illerberg wurde erbaut 1690 bis 1692 unter Pfarrer Andreas Winklin; sie ist wohl ein Werk des Wessobrunner Baumeisters und Stukkators Johann Schmuzer. Stuck und Stuckkanzel der Erbauungszeit beeindrucken ebenso wie spätere Neuausstattungen aus den Jahren 1806–1830 (Gemälde von Konrad Huber).
Zwölf Epitaphien in der Kirche und an der Außenwand dokumentieren das Walten von Pfarrern und Lehrern, darunter Onkel und Neffe Johann Frey (aus Oberstdorf), die die Schrecknisse des Dreißigjährigen Krieges durchmachten.
Ein Kapitel gilt dem Pfarrer Christoph von und zu Zwerger (1776–1830), der über 50 Jahre amtierte. Seine umfassende Bibliothek, teils erworben in seiner Freiburger Studienzeit, enthielt Werke zur Bauernaufklärung (intensivere Landwirtschaft) und zur Bildung der Jugend. Zwerger hinterließ außer 3000 Bänden auch 24 Bände Tagebücher.
Weitere Abschnitte des Buches gelten Handel und Gewerbe, den Ehaften, der Mühle in Thal und der Schule. In den hundert alten Anwesen wurden neben Landwirtschaft auch 50 Berufe ausgeübt.
Die Mahnmale für die Opfer der Kriege gelten den Toten und Vermissten der napoleonischen Kriege (bis 1815), des Krieges von 1870/71 und der beiden Weltkriege. Eine Kostbarkeit sind zwei Bände Kriegschronik (mit Originalfotos) des Ersten Weltkriegs, die Biografien der Gefallenen, geschrieben von Heimkehrern unter Anleitung der Pfarrer Eberle und Dr. Schenz.
Zeitzeugenberichte schildern das Flüchtlingslager Illerberg 1946–1949 mit Darstellung von Familien aus dem Egerland und aus der Slowakei, die hier angekommen waren. Eine schnelle Integration der Neubürger belebte in den Nachkriegsjahren den Aufbau. Für die Blüte des Dorfes steht ab Ende der 1960er Jahre das Wohnbauunternehmen des späteren Bürgermeisters Josef Roth.
In die Geschichte der alten Anwesen Illerbergs führt das Verzeichnis der Höfe, Selden und Leerhäuser nach der Vermessung von 1823 und den ersten Katastern von 1834/35 mit den Namen der Inhaber seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts (Ursula Erdt).
Kurzporträts von zehn Illerberger Vereinen runden das Bild einer lebensfrohen Doppelgemeinde Illerberg und Thal, die seit dem 1. Januar 1976 einen Stadtteil von Vöhringen bildet.
Ausführliche Register erschließen Text und Abbildungen des inhaltsreichen Bandes.
Ein Buch, das sicherlich für Illerberger Bürger genauso interessant ist wie für Volkskundler, Geschichts- und Kulturliebhaber.