Im Blick des Zweiten: Die DDR-Sportberichterstattung im ZDF
Eine quantitative und qualitative Analyse anhand ausgewählter Beispiele aus dem Programm des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF)
Laurens Form
Es waren Medaillenerfolge in Serie bei großen Sportereignissen, welche die DDR zu einem Fixpunkt auf der sportpolitischen Weltkarte machten, bis die friedliche Revolution 1989 das Land von der SED-Diktatur erlöste. Zuvor maß sich die DDR mit ihren gerade einmal 17 Millionen Einwohnern auf Augenhöhe mit den Sportgroßmächten UdSSR und USA. Allein 519 Olympiamedaillen im Zeitraum von 1968 bis 1988 belegen dies. Jahrzehnte hinweg prägten die „Diplomaten im Trainingsanzug“ das sportliche Weltgeschehen entscheidend mit, die DDR galt als „Wunderland des Sports“. Über die Erfolgsgründe wurde meist nur gemutmaßt, unverfälschte Einblicke in dieses System wurden kaum gestattet, westdeutschen Medien so gut wie gar nicht. Sport in der DDR, besonders der hoch erfolgreiche Leistungssport, war ein konspirativer Bereich, die sportlichen Entwicklungen im Arbeiter- und Bauernstaat beeinflussten maßgeblich auch das Leistungssportsystem in der Bundesrepublik. Nicht zuletzt deshalb stand der DDR-Sport auch in der Bundesrepublik Deutschland im Fokus der verschiedenen Medien. Das Fernsehen spielte dabei in der Vermittlung von Inhalten aus dem DDR-Sport eine zentrale Rolle. Denn Westfernsehen konnte im Osten bis auf wenige Ausnahmen empfangen werden, damit wurde es zum Transporteur journalistischer Inhalte zwischen Ost und West. Doch wie sah es hinter der Mauer wirklich aus, was wusste der Westen über das Sportsystem der DDR? Bestand dieses System der DDR tatsächlich nur aus dem Doping-geprägten Leistungssport, oder gab es mehr? Das Werk fasst auf Basis des noch nie zuvor ausgewerteten Archivbestandes des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) mit Beiträgen, Berichten, Interviews und Reportagen zum gesamten DDR-Sportsystem die mediale Berichterstattung im ZDF zum Sport in der DDR zusammen. Unterstützt durch zahlreiche Zeitzeugeninterviews wird die sportjournalistische Betrachtungsweise über den DDR-Sport im deutschen Fernsehen und somit auch ein spannendes Stück innerdeutsche Geschichte aufgearbeitet – inmitten des Beziehungsgeflechts „Sport und Medien“ im Verhältnis der beiden deutschen Staaten zu Zeiten des „Kalten Krieges“.