Immer noch See
Gedichte
Hans Eichhorn
Nach »Logenplatz« und »Morgenoper« – »Immer noch See« – der dritte Gedichtband mit Seegedichten. Beobachtungen am See, wobei immer auch die Sprache, die diese Eindrücke hervorbringt, mitbedacht wird.
VERWELKTE HIMBEERSTAUDE, SONNE BLENDEND,
die Brise See, dieser Erntetross Herbst mit fahlblau
geripptem Wasser, Nebelahnung und Wolkenschatten.
Lange nicht gesehen, lange nicht gehört, den Ton
glänzende Nirostastiege, endend im kühlen Nass der
Sprache, des Fließens, der Wellen. Die Silhouette
Holzscherenschnitt mit Krähenflug und Rauchfahnen.
Der Schlot steht stramm, die Segelboote drehen und
wenden sich. Sitzt fest im vertrauten sonnenbestrahlten
Grün, im Rücken die Zwetschkenbäume und vor dir
der See, seine farbenprächtige augenblicksversessene
Wasserhaut, die sogleich aufgerissen und entsorgt wird:
Papier, Glas, Plastikfolien, Sondermüll. Die am Asphalt
vorbeisirrenden Fahrradreifen zielen schon ins Weite.