In der Mitte der Peripherie
Fotocollagen zur Zeitgeschichte
Mark Rozov, Ulrich Schoenborn, Jegor Wyssozkij
Einst entband die Fotografie die Malerei von der Pflicht, Dinge natürlich abzubilden. Doch inzwischen ist auch die
Fotografie längst zu einer Kunstform geworden, die weit mehr als dokumentarische Bedeutung hat.
Auch der Fotograf Mark Rozov nutzt die Fotografie nicht als Abbild tatsächlicher oder inszenierter Realitäten, sondern
als Medium für surrealistische Fantasie- und Traumsujets. Fotografien dienen ihm als Rohmaterial für mit Hilfe der
Computertechnik arrangierte Fotomontagen. Die in diesem Band abgebildeten Arbeiten aus den vergangenen drei
Jahren sind ganz subjektive, technisch ausgereifte Werke mit narrativer Dichte, mit deutlichen Abspielungen auf
persönliche Lebenseindrücke und -erinnerungen und mit subtiler, nie voyeuristisch wirkender Erotik.
Die Kombination von Porträts mit architektonischen Elementen ist dabei ein Grundprinzip, das sich wie ein roter
Faden durch Rozovs Arbeiten zieht. Deutlich sind die Anspielungen auf Rozovs russische Herkunft, die sich in vielen
Bildern in Form von städtischen und ländlichen Impressionen aus Russland, aber auch in Gestalt von russischen
Menschen wiederspiegelt. Dazwischen finden sich Hinweise auf weitere prägende Erlebnisse. Reisen nach Italien und
Frankreich haben in den Bildern Spuren hinterlassen. Enge italienische Gassen, Reste römischer Architektur oder der
eindrucksvolle Pont du Gard stehen neben majestätischen Petersburger Kanälen, russischen Kirchenkuppeln und
einfachen Bauernhäusern. Die geografischen Zusammenhänge verschwimmen ebenso wie die sozialen und die
zeitlichen. Die Welt stellt sich in Rozovs Bildern nicht so dar, wie sie ist, sondern wie sie sich im Gedächtnis des Künstlers
festgesetzt und geformt hat. Die Erinnerung ist ein Schlüssel zu Rozovs Bild-Philosophie. Sie ist der Nährboden für die
bildlich umgesetzten Fantasien und Träume.