INKA
Novelle
Giuliano Morandi
Inka ist die Geschichte einer Schülerin aus der Parallelschule, die ich – einige Jahre zurück – während meines letzten Schuljahres kennen- und lieben gelernt hatte. Es fehlte nicht viel, und ich hätte mich in den Verwicklungen und Abgründen der Geschichte aufgegeben. Sie erzählt von meiner ersten, unglücklichen Liebe.
Inka war ein liebenswerter Mensch, ein kompaktes, resolutes Persönchen, voller Energie und Tatkraft, umgänglich, freundlich, aufgeschlossen, eigensinnig. Ich habe nie verstanden, welchen Narren sie an mir gefressen hatte. Ich war doch so ganz anders, introvertiert, korrekt, ein wenig pedantisch, ein eher mittelmäßiger Schüler. Und sie war doch bereits liiert, war längst vergeben. Warum hatte sie sich in den Kopf gesetzt, sich auf mich einzulassen? Und warum habe ich es nicht fertig gebracht, sie zu einer Entscheidung zu drängen, anders herum, um sie zu kämpfen? Von Beginn an trieb alles auf einen Punkt zu, wo ich die Rettung meiner Seele nur noch in der physischen Aufgabe meiner Person sah. Welcher Eingebung ich es schließlich zu verdanken hatte, mir im letzten Augenblick einen Ruck zu geben und ins Leben zurückzufinden, ich weiß es nicht.
Die Novelle erzählt die Geschichte aus der Binnensicht dessen, der nicht nur seine erste Liebe erlebt, sondern auch mit deren Scheitern in eine tiefe seelische Krise, in grenzenlose Verzweiflung stürzt und ein Stück seines Vertrauens ins Leben verliert. Zugleich mit dem Scheitern erwachsen wird, reifer, erfahrener, gelassener.