„Ins Gesetz“
Collage nach der Lektüre von Kafkas „Vor dem Gesetz“
Alfred J. Noll
Kafka ist ab 1945 zu Weltruhm gekommen. Sein Werk hat immer größere Scharen von Deutern angezogen. Es wurde religiös, philosophisch, psychoanalytisch (oder eben auch juristisch) interpretiert. Kafkas Werk ist zum „Wallfahrtsziel aller Sinnhuber“ (Robert Gernhardt) geworden. Bescheidenheit tut not – aber es ist uns gänzlich unmöglich, Kafkas Texte nicht als eine „sinn-stiftende“ Provokation aufzunehmen. Die Widersprüchlichkeit, die Vieldeutigkeit, die Unergründlichkeit der Gesetze waren Kafkas erfahrene Realität. Von hier aus entwickelt sich eine Denk- und Darstellungsweise, die – wie eben auch in der Fabel „Vor dem Gesetz“ – in vielen Traditionen wurzelt, aber nicht zuletzt in der Überlieferung juristischer Fachprosa zu suchen ist, mit der sich Kafka alltäglich zu befassen hatte.