Inwiefern unterstützen ausgewählte Mathematikschulbücher in der ersten Klasse den Aufbau flexibler Rechenkompetenzen?
Eine vergleichende Schulbuchanalyse
Lena Drewes
Da heutzutage praktisch jederzeit auf Taschenrechner zurückgegriffen werden kann, sollte in einem zeitgemäßen Mathematikunterricht beim Rechnen lernen weit mehr gefördert werden als die schnelle und richtige Lösung von Rechenaufgaben. Daher besteht in der Mathematikdidaktik Einigkeit darüber, dass Schüler*innen von Anfang an zum flexiblen Rechnen anzuregen sind, welches im Gegensatz zur mechanischen Anwendung unverstandener Verfahren steht.
Denn flexibles Rechnen zeichnet sich dadurch aus, dass die Verwendung verschiedener Rechenstrategien von erkannten Zahl- und Aufgabenmerkmalen oder Beziehungen abhängt. Ob Flexibilität jedoch bereits bei der Auswahl einer zur Aufgabe passenden Strategie vorliegt oder sich erst in der Entwicklung einer eigenen Strategie infolge der Betrachtung der Aufgabenmerkmale zeigt, wird kontrovers diskutiert.
Im Rahmen der dieser Schulbuchanalyse werden drei aktuelle Mathematikschulbücher der ersten Klasse hinsichtlich ihres Potentials zur Förderung flexibler Rechenkompetenzen miteinander verglichen. Dabei wurde das Ziel verfolgt, genügend Raum für die Untersuchung unterschiedlicher Perspektiven auf flexibles Rechnen zu lassen und auch die Eigenlogik der Schulbücher bei der Vermittlung flexibler Rechenkompetenz nachzuvollziehen. Zu diesem Zweck wurde in einem Wechselspiel aus der Betrachtung theoretischer Erkenntnisse zur Förderung flexiblen Rechnens und Besonderheiten der Schulbücher ein Kategoriensystem entwickelt, welches einen strukturierten Vergleich ermöglicht und Stärken sowie Entwicklungspotentiale der Schulbücher offenlegt.
Das Buch bietet einen Überblick über verschiedene Perspektiven auf flexibles Rechnen und kann daher ein Anstoß für Lehrkräfte sein, eigene Vorstellungen von flexiblem Rechnen zu reflektieren und Schulbücher in Abhängigkeit von diesen auszuwählen. Es könnte allerdings auch als Anhaltspunkt für eine Weiterentwicklung von Lehrwerken dienen oder Wissenschaftler*innen, die in der Schulbuchforschung tätig sind, ein mögliches Vorgehen bei der Entwicklung eines an der qualitativen Inhaltsanalyse orientierten und sowohl deduktiv als auch induktiv beeinflussten Kategoriensystems aufzeigen.