Irrschrei und Bitterkrug
Vertextete Wunden und Narben aus der Psychiatrie
Anne Benniger
Mit 27 Jahren wird Anne Benniger in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, nachdem sie in ein bodenloses Loch von Angst und Depression gefallen ist. Ihre Leiden dauern viele Jahre an. Jahre, in denen die behandelnden Ärzte mit ihren schulpsychiatrischen Methoden nicht weiterkommen: die Entlassungen sind im Grunde nur immer ein Weiterreichen an die nächste Fachklinik, ein zermürbendes Wechselspiel! Schließlich fühlt sie sich aufgegeben und nur noch in einem chemischen Korsett möglichst pflegeleicht verwahrt.
Albträume quälen sie Nacht für Nacht, sie schreibt grübelnd ihre Traumfetzen auf, versucht, ihre so erschreckenden Bilder zu malen und ist lange Zeit dabei ganz auf sich allein gestellt. Und sie merkt trotzdem und oft im Widerspruch mit ihren Ärzten und Therapeuten, daß hier ihre Kraftquellen liegen; A. B. gilt als Querulantin, wenn sie Behandlungen hinterfragt oder gar anzweifelt.
Kaum noch Hoffnung, als man sie schließlich in eine experimentelle Psychodrama-Gruppe gibt. Und dort geschieht es: Nach und nach gelingt es ihr, sich dieser Psychotherapeutin anzuvertrauen und gemeinsam mit ihr die diabolischen Länder zu verlassen und in die Realität zurückzukehren. Marksteine sind ihr die eigenen Texte, suchend und tastend findet sie ihren Weg aus dem Chaos.
Nur sehr selten wird man einen solch tiefen Einblick in die Gedankenwelt einer psychiatrischen Patientin bekommen. Intelligent, einfühlsam und in eindringlichen Worten erzählt A. B. autobiographisch über ihr Leben hinter diesen Mauern, von ihren „Urtexten“ ausgehend.
„Irrschrei und Bitterkrug – vertextete Wunden und Narben aus der Psychiatrie“ ist Hoffnung sowohl für psychisch wie auch beruflich Betroffene; es vermittelt Mut und Kraft auch für ungewöhnliche Wege in der Psychiatrie und die Entdeckung eigener und gesunder Lebenswurzeln.