Joanas Welt
Eine fast erfundene Geschichte
Elke Roehe
Dies ist Joanas Geschichte. Sie wird 1455 in London geboren als sechstes Kind des Grafen von Wynnham und seiner Gemahlin, der Gräfin Lucinda. Das Geschlecht derer von Wynnham kann seinen Stammbaum bis zur Eroberung der Römer zurückverfolgen, wo es sich dann im Nebel der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den britannischen Stämmen verliert. Zur Zeit von Joanas Geburt bahnte sich gerade der Konflikt in England an, der zu den „Rosenkriegen“ führen sollte. Die Ursachen waren zum einen der dynastische Zwist zwischen York und Lancaster, zum anderen die strukturelle Schwäche und politische Fehlschläge und Misserfolge des regierenden Hauses Lancaster.
Alles was der Heldin dieses Buches im Verlauf ihrer Geschichte geschieht, ist ein gutes Beispiel für den Kampf zwischen starren Religionsdoktrien und den zu ihrem Bewusstsein erwachenden Menschen, um Einnahme des angestammten Schöpferplatzes für das eigene Selbst. Ihre Welt, die der inneren Einkehr und Erfahrung, ist für sie ebenso real, wie diejenige der äußeren, physichen Welt. Ihre Gespräche mit dem inneren Gott, mit ihren helfenden Engelskräften, mit ihrem „Höheren Selbst“ sind für sie eine Erfahrung, die sie gerne, entsprechend dem unvor-belasteten kindlichen Gemüt, mit Anderen teilen möchte. Von ihrer kindlichen Auffassung her, ist es ihr noch nicht möglich, die unterschiedlichen Facetten spirituellen Verständnisses zu erfassen, so dass sie einfach davon ausgehen muss, ihre Mitmenschen würdenebenso wie sie selbst empfinden. Wie erstaunt ist sie dann, als ihr Unglaube und Empörung entgegengesetzt wird, ja sogar Bestrafung. Sie kann noch nicht erkennen, dass sie in keinster Weise in die Norm passt und man von ihr erwartet, sich anzupassen. In dem Maße indem sie dann erwachsener wird und zu verstehen beginnt, wie groß die unterschiedlichen Auffassungen wirklich sind, wie außergewöhnlich ihre eigene Erlebniswelt der göttlichen Dimension eigentlich ist, beginnt sie mehr und mehr lediglich ihrer eigenen Wahrnehmungkraft und kritischen Beobachtung zu vertrauen.