Juden in Breslau/Wrocław 1933–1949
Überlebensstrategien, Selbstbehauptung und Verfolgungserfahrungen
Katharina Friedla
Die Erinnerung an die Breslauer Juden, ihre Ausgrenzung, Unterdrückung, Verfolgung und Ausrottung durch das NS-Regime, aber auch die Geschichte des polnisch-jüdischen Wrocław wurden im Kalten Krieg ausgelöscht: In der kollektiven Erinnerung, aber auch in den wissenschaftlichen Diskursen in Polen und Deutschland, sind diese Ereignisse bisher sehr wenig rezipiert worden. Dieses Buch will diese Lücke schließen. So setzt die Studie an mit einer Analyse jüdischer Lebenswelten in Breslau in den Jahren des Nationalsozialismus, als die staatliche Diffamierung und die antijüdische Gewalt eskalierten und schließlich in die Vertreibung und Vernichtung der Breslauer Juden mündeten. Dargestellt wird aber auch der Umbruch nach 1945, die Situation der überlebenden deutschen Juden in Breslau/Wrocław, sowie der polnisch-jüdischen Holocaust-Überlebenden, die in der Stadt angesiedelt wurden. Welche Handlungsspielräume gab es, welche Reaktionen auf die Verfolgungssituation, welche Überlebensstrategien waren möglich? Wie konnte man sich behaupten, welche Identitätskonstruktionen standen einem offen, welche nicht? Wo waren die Schnittstellen zwischen dem jüdischen Leben in der Stadt vor und nach dem Zweiten Weltkrieg?