Juden in der slowenischen Region Prekmurje
Erinnerungen an Vertreibung und Vernichtung
Erwin Koestler, Oto Luthar, Martin Pogačar, Erhard Roy Wiehn
Juden in Prekmurje
Im Jahr 1944 ging in Prekmurje – einer Landschaft im Nord-osten Sloweniens, die zwischen 1941 und 1944 von Ungarn und dann bis 1945 vom nationalsozialistischen Deutschland besetzt war – eine Epoche zu Ende. Ein Land, welches Men-schen dreier, vierer Sprachen, dreier Glaubensbekenntnisse und einer Vielzahl unterschiedlicher Bräuche beherbergte: Fast über Nacht mussten es jene Menschen verlassen, die in den zwei Jahrhunderten davor noch am meisten zu seiner wirt-schaftlichen und kulturellen Entwicklung beigetragen hatten.
Es begann an einem Aprilmorgen 1941 und endete mit dem hereinbrechenden Winter im November 1944, als aus der Landschaft zwischen Mur und Raab für immer die jüdischen Familien Sonnenfeld, Hiršl, Weiss, Ebenšpanger, Berger, Ar-vay, Schwartz verschwanden. Gewaltsam wurden Kinder, Frauen und Männer vertrieben, Alte und Junge, Gesunde und Kranke. Alle.
Dies ist ihre Geschichte, oder genauer: dies ist ein bescheide-ner Versuch zu berichten, warum sie gehen mussten und wa-rum von ihrer reichen Kultur nur Grabmäler, undeutliche fa-miliäre Begebenheiten und halb vergessene Namen übrigge-blieben sind, sodass man bisweilen, wenn man sich in die Ge-schichte dieser Landschaft vertieft, das Gefühl hat, in ein Land der Schatten einzutauchen.
Denn je mehr wir uns wünschen herauszufinden, warum und wie dies geschehen konnte, umso mehr Fragen stellen sich uns, Fragen, auf die es wahrscheinlich nie eine endgültige Antwort geben wird.
Die Frage, die uns am meisten verstört, ist, warum über diese Tragödie bis vor Kurzem so wenig bekannt war, warum die Erinnerung daran so verwischt ist – und schließlich: warum von einigen Wohngebäuden, Werkstätten, Bethäusern nicht einmal so viel erhalten geblieben ist, dass sich zumindest die Schatten dahinter erheben könnten.
Also WARUM …