Judenverordnungen in Hessen-Darmstadt
Das Judenrecht eines Reichsfürstentums bis zum Ende des Alten Reiches. Eine Dokumentation
Friedrich Battenberg
Leben und Schicksal der Juden als andersgläubiger Minderheit am Rande der christlichen Gesellschaft
stehen gegenwärtig besonders im Blickpunkt des historischen Interesses. Gesetze und Verordnungen, die
in den Territorien des deutschen Reiches eigens für die jüdische Bevölkerung erlassen wurden, stellen
hierfür eine einzigartige Quellengruppe dar. In der vorliegenden Sammlung werden zum erstenmal für ein
geschlossenes Territorium des Alten Reiches alle im Laufe eines Zeitraums von über 250 Jahren erlassenen
Gesetze und Verordnungen erfasst, die die rechtliche und soziale Stellung der jüdischen Minderheit
regelten.
Die 331 Verordnungen, die den Zeitraum von 1524 bis 1806 umfassen und größtenteils im Volltext
geboten werden, behandeln nicht nur die Zahlung von Leibzoll, Schutzgeld und den unzähligen jüdischen
Sonderabgaben, sondern neben Handel, Viehschlachtung und Darlehensgeschäften auch die Religionsausübung
der Juden und rabbinatische Gerichtsbarkeit, um nur einige zu nennen. Die Verordnungen
geben zugleich Aufschluss über das Verhältnis zwischen den Juden und der christlichen Bevölkerung
ebenso wie über die Stellung der Judenschaft zur Obrigkeit und ihren Verwaltungsorganen.
Über den Bereich von Hessen-Darmstadt hinaus ist die Quellensammlung von großem Interesse, da die
rechtliche Problematik in den meisten Territorien des Alten Reiches ähnlich war und vielfach
vergleichbare Verordnungen erlassen worden sind.