„Kaiseridee“ oder „Schicksalsgemeinschaft“
Geschichtspolitik beim Projekt „Aachener Krönungsausstellung 1915“ und bei der „Jahrtausendausstellung 1925“
Rüdiger Hauda
Barbarossa sei in Gestalt der Hohenzollern aus dem Kyffhäuser wieder erlöst worden, meinte Kaiser Wilhelm II. 1911 bei seinem Besuch in Aachen. – Die rheinische Bevölkerung gehöre „dem Blute nach“ seit mehr als 1000 Jahren zum Deutschen Reich, schrieb 1925 der Aachener Archivdirektor Huyskens. Zwischen diesen beiden Typen nationaler Identitätsstiftung spielen sich die beiden Projekte einer Aachener Krönungsausstellung ab, die Gegenstand dieses Buches sind. In der erstmalig unternommenen systematischen Auswertung der erhaltenen Archivbestände liefert die Studie eine dichte Beschreibung der geschichtspolitischen Konstellationen bei der Planung der „Krönungs-Ausstellung 1915“ und bei der Durchführung der „Jahrtausendausstellung“ 1925. Es zeigt sich, dass die spätere Ausstellung im doppelten Sinne volkstümlicher war als ihr Vorgänger: einerseits geschichtspädagogisch auf breitere Volksschichten berechnet, andererseits im nationalistischen Sinne volkstümelnd. Der „nationale Exhibitionismus“, der in der Jahrtausendausstellung zutage trat, macht klar, wie wenig das Jahr 1933 im Rheinland eine ideologische Zäsur darstellte.