Kaiserstadt und Sonnenkönig
Die Außenbeziehungen der Reichsstadt Aachen mit Frankreich während des Holländischen Kriegs 1672-1679
Florian Gerald Obrecht
Das 17. Jahrhundert war für die Reichsstadt Aachen – wie auch für etliche andere Orte in Europa – durch eine Reihe einschneidender Ereignisse geprägt, von denen viele kriegerischer Natur waren. Dabei kommt natürlich zuallererst die Katastrophe des Dreißigjährigen Kriegs in den Sinn; doch auch die zahlreichen Kriege, die König Ludwig XIV. im Lauf seiner langen Herrschaft gegen immer neue Koalitionen führte, betrafen oft weite Teile Westeuropas. Der Holländische Krieg ist geradezu ein Paradebeispiel für die aggressive Außenpolitik Ludwigs insbesondere in seinen frühen Herrschaftsjahren. Ursprünglich begonnen als schnelle Strafaktion gegen die Republik der Vereinigten Niederlande, weitete er sich nach deren Scheitern zu einem europaweiten Konflikt aus, bei dem bald der alte habsburgisch-französische Gegensatz mehr im Mittelpunkt stand als Rache an den Niederländern für ihr Eingreifen im Devolutionskrieg eine gutes Jahrzehnt zuvor. Da der Hauptkriegsschauplatz räumlich äußerst nah an Aachen lag, wurde auch diese Stadt unweigerlich in diesen Konflikt mit hineingezogen. Es ist daher keine Überraschung, dass sich die Außenbeziehungen Aachens mit Frankreich zu dieser Zeit erheblich intensivierten, befanden sich doch signifikante Mengen französischer Truppen zu fast allen Zeiten dieses Konflikts in der Nähe der Stadt, zeitweise sogar in ihr. In dieser Arbeit soll daher untersucht werden, wie sich diese Außenbeziehungen zwischen einer Reichsstadt, die zwar auf Grund ihrer Geschichte reiche Traditionen und europaweit anerkanntes kulturelles Kapital vorweisen konnte, politisch jedoch weitgehend unbedeutend geworden war einerseits und einer der mächtigsten und prestigereichsten Kronen ihrer Zeit gestalteten. (Einleitung, Florian Gerald Obrecht)