Karl Bürkli
Der Sozialist vom Paradeplatz
Urs Hafner
Der Patrizier Karl Bürkli (1823–1901), der am Zürcher Paradeplatz aufwuchs, war einer der ersten Sozialisten der Schweiz. Ohne den intellektuellen Kneipenwirt gäbe es keine direkte Demokratie, keinen Coop, keine Zürcher Kantonalbank. Er hat die moderne Schweiz mitgestaltet und fast alles und alle angegriffen: den Kapitalismus und Alfred Eschers Schweizerische Kreditanstalt, die eidgenössische Nationalgeschichte und die Professoren der ETH und der Universität Zürich, das Militär und die Ehe.
Marx und Bakunin belächelten Bürkli. Ihm war das egal. In Texas wagte er eine utopische Kommune, in Nicaragua geriet er zwischen die Fronten des Kolonialkriegs. Er war für das Frauenstimmrecht (in der Theorie), den Naturschutz und die freie Liebe. Und blieb doch allein.