Karl Steiner (1902-1981)
Ein Künstler als Visionär. Von der Avantgarde zur prophetischen Moderne
Wolfgang Buchmüller, Alkuin Schachenmayr, Karl Wallner
Der aus einer Arbeiterfamilie in Neunkirchen in Niederösterreich gebürtige Karl Steiner kam nach einer Schlosserlehre 1924 an die Wiener Kunstgewerbeschule, die damals das Zentrum der avantgardistischen Bewegung des „Wiener Kinetismus“ war. Steiner war einer der ersten Österreicher, die abstrakte Plastiken schufen, wofür er in Paris mit einem „Grand Prix“ ausgezeichnet wurde. In Österreich wurden seine Werke freilich als zu revolutionär empfunden; so wurde etwa ein Totentanz-Fresko in Neunkirchen „überhängt“. Die Machtübernahme der Nazis 1938 brachten Steiner nicht nur Verhaftung und Gewalt durch die Gestapo ein, sondern gaben ihm auch den Anstoß, nach einer tragfähigen spirituellen Lebensbasis zu suchen. Geistige Heimat fand er im Stift Heiligenkreuz, wo Abt Karl Braunstorfer (1895-1978) dem Künstler ab 1945 großzügig die Möglichkeit bot, sein künstlerisches Talent auf vielfältige Weise zu entfalten. Karl Steiner war der am meisten gefragte niederösterreichische Künstler der 1950er und 1960er-Jahre. Er starb 1981 in Frankreich, wohin er zwei Jahre zuvor übersiedelt war. Nach diversen Ausstellungen (1981: Brest und Paris, 1992: NÖ Landesmuseum in Wien) fand anlässlich des 30. Todestages von Karl Steiner 2011 im Stift Heiligenkreuz eine Ausstellung statt, die sich vor allem dem religiös-inspirierten Oeuvre des bedeutenden niederösterreichischen Künstlers widmete. Vieles davon wird hier dokumentiert.