Kelims und Teppiche der Nomaden und die Kunst der Moderne
Ein kunstwissenschaftlich-ethnologischer Versuch über Transkulturalität
Razi Hejazian
Was eint die Bilder?
Vielleicht ist Aby Warburg einer der ersten Entdecker der „Quantenwelt der Kunst“. Mit dem Studium der Bilder bei den Hopi in Arizona und aus der europäischen Renaissance entdeckte er die Transkulturalität und damit die Elementarteilchen der Kunst, die er als Pathosformeln in dem Mnemosyne-Atlas veranschaulichte.
Das Zeit- und das Ortgebundene in der Kunst sind die vielfältigen Kleider eines gleichen Körpers, die überall anders auf der Welt sind. Aber die universelle Sprache der Bilder haben die Menschen und die Kulturen mit allen anderen gemeinsam. Sie geht mit den grundlegenden Erfahrungen einher, die in jedem Leben gemacht werden. Jeder Mensch schnappt nach Luft und bemerkt daran seine Verletzlichkeit und Abhängigkeit. Jedes Kind sehnt sich nach Geborgenheit und alle Eltern lieben ihre Kinder. Die Macht, die Erhabenheit und die Schönheit der Natur versetzen jeden in Staunen, ob in den Pyrenäen oder in der arabischen Wüste. Die Menschen nehmen die Pflanzen und Tiere ringsherum wahr, wie sie wachsen und vergehen. So spüren die Menschen seit Anbeginn, dass die Welt nicht aus Segmenten besteht, sondern in allem eine Einheit bildet. Die Erschließung ursprünglicher Elementargedanken führt zu den Wurzeln von Kulturprozessen schlechthin.
Vielleicht kann man die Ästhetik dieser Bilder als Ausdruck der verbindenden Anthropologie mit der Überzeugung von Werner Heisenberg, einem der Begründer der Quantenphysik, erklären, dass die innere Welt, die alles Äußere zusammenhält, von so unglaubliche Schönheit sei, dass es einem den Atem nehme. Im Labor der Kunst gilt als Mikroskop mal der Pinsel von Paul Klee und mal die Wolle der Gaschgai-Nomadin aus Südpersien. Dieselbe Referenz dieser Bilder macht sie zueinander komplementär.