Kinder im Visier der SED
Eine Untersuchung zur marxistisch-leninistischen Ideologisierung von Kindern und Jugendlichen im DDR-Schulwesen und darüber hinaus
Lars Knopke
„Unsere Schule hat die Aufgabe, den jungen Menschen unsere Ideologie, die wissenschaftlich begründete Ideologie der Arbeiterklasse zu vermitteln. “ (Margot Honecker, DDR- Volksbildungsministerin) Schule in der DDR beschränkte sich nicht auf die Vermittlung von Wissen, auf Bildung und Erziehung. Sie nahm darüber hinaus noch eine weitere Aufgabe wahr, die die Reputation des DDR-Schulwesens unwiederbringlich beschädigt hat. Mithilfe der Schule versuchte die SED die Kinder nicht nur zur Akzeptanz ihres marxistisch-leninistischen Weltbildes zu erziehen, sondern sie zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ zu formen, zu Bürgern, die im Sinne der Partei dachten, handelten und fühlten. Um die Schule in diesem Bemühen zu unterstützen, instrumentalisierte die SED die FDJ, die Pionierorganisati-on sowie die Jugendweihe und schuf mit der Wehrerziehung ein effektiv ideologisierendes Mittel. Der Ideologisierungsprozess konnte sich auf ein Kontroll- und Repressionssystem stützen, dass Linienabweichlern umfassend begegnete und seinen traurigen Höhepunkt im Wirken des Ministeriums für Staatssicherheit an den Schulen fand, einschließlich des Einsat-zes von Schülern als inoffizielle Mitarbeiter. Dieser durch das Zusammenwirken verschiedener Instrumente und Mittel gekennzeichnete Ideologisierungsprozess ist Gegenstand der Untersuchung. Auf Basis von Quellen, wie Lehr-plänen, Schulbüchern, Statuten, Gesetzen und weiteren ideologisch relevanten Dokumenten, werden die Ziele und marxistisch-leninistischen Inhalte sowie die Vorgehensweise und die konkreten Möglichkeiten der SED zur Indoktrination der Heranwachsenden analysiert und beschrieben.