„Kinder müssen Klassenkämpfer werden!“
Der kommunistische Kinderverband in der Weimarer Republik (1920-1933)
Heiko Müller
Mit der Gründung eines eigenen Kinderverbandes schufen kommunistische Pädagogen und Politiker in der Weimarer Republik einen Gegenentwurf zu den bestehenden, als bürgerlich-reaktionär wahrgenommenen Erziehungsinstitutionen. Im Gegensatz zu den eher in der Freizeitgestaltung tätigen sozialdemokratischen „Kinderfreunden“ sollte im „Jung-Spartakus-Bund“ explizit der politische Kampf erlernt und dieser von den Kindern an der Schule durchgeführt werden. Die Kommunisten verfolgten so nicht allein pädagogische Ziele, sondern betrachteten den Verband als eines der Mittel zur Destabilisierung der demokratischen Mitte der Weimarer Republik. Das hoch umstrittene Konzept wurde nicht nur von bürgerlichen und sozialdemokratischen Pädagogen abgelehnt, auch die Schulbehörden beobachteten den Verband mit äußerster Sorge um die Erhaltung des Schulfriedens und die nachhaltige Gefährdung der Kinder. Heiko Müller befasst sich mit den verschiedenen Facetten dieser kommunistischen Kinderarbeit in der Weimarer Republik und den behördlichen Versuchen, das Schulwesen politikfrei zu halten.