Klagenfurt als Schulstadt (1848-1918)
Peter Schöffmann
Der Autor zeigt, dass im Bereich des Schulwesen Rezeption und Vollzug gesamtstaatlicher Normen zwar ministeriell dekretiert werden konnten, nicht aber das Ausmaß ihrer regionalen Umsetzung in die Wirklichkeit, da stets den nicht klar zu definierenden „lokalen Bedürfnissen“ Rechnung zu tragen war. Nirgendwo war das Schulwesen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angesichts der rasch zunehmenden Industrialisierung mit ihren spürbaren negativen Begleiterscheinung noch gesellschaftlicher Selbstzweck. Auch in Klagenfurt lassen sich die Abhängigkeiten von den sozio-ökonomischen Sachzwängen und von den sich in ihren Ideologien unterscheidenden politischen Kräften im vorgegebenen Zeitraum konstatieren. Die Landeshauptstadt Klagenfurt war nie Residenz habsburgischer Landesfürsten und befand sich überdies seit der Vereinigung des lombardo-venezianischen Königreiches mit Italien ab 1866 in einer geographischen Randlage, die das gesamte Wirtschaftsleben stark belastete. Aus dem Streben nach gewissen Kompensationsmöglichkeiten in der liberalen Ära der konstitutionellen Monarchie und aus der Tatkraft privater Korporationen erwuchsen im kommunalen Bereich von Klagenfurt schulorganisatorische Innovationen, die wegen ihrer Brauchbarkeit für den Gesamtstaat beispielgebend waren. Erwähnt seien die Mechanische Lehrwerkstätte, die Kärntner Ackerbauschule mit ihrem Wanderlehrersystem und die Mädchen-Industrieschule (Arbeitsschule).