Konflikt und Anpassung
Studien zu Migration und Ethnogenese der Vandalen
Guido M Berndt
Die Geschichte der Vandalen ist eines der zentralen Themen der sogenannten Völkerwanderungszeit. Die vorliegende Dissertation kann den Anspruch für sich erheben, die erste umfassende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der vandalischen Geschichte in deutscher Sprache zu liefern, die seit rund vierzig Jahren in Buchform erschienen ist. Im Mittelpunkt stehen die Vorgänge von Migration(en) und Ethnogenese(n) der Vandalen, die von konfrontativen Begegnungen zwischen dieser germanischsprachigen gens und den Römern zu einer mehr oder weniger friedlichen Integration der Vandalen auf ehemals römischem Territorium führten. Dabei werden Fragen der historischen Migrationsforschung einbezogen sowie Erklärungsmodelle für die vandalischen Wanderungen entwickelt, die sowohl deren gentile wie römische Voraussetzungen und Bedingungen kritisch reflektieren. Die Reichsgründung in Nordafrika folgte einer Migration, die unter kriegerischen Umständen stattgefunden hatte, aber gleichzeitig immer wieder durch Verhandlungen mit den römischen Autoritäten konsolidiert und abgesichert worden war. Das regnum Vandalorum in Nordafrika ist als ein kompliziertes politisches Gebilde zu verstehen, das sich nicht in einer isolierten Position entwickelte, sondern vielmehr ein integraler Bestandteil der mediterranen Welt des fünften und sechsten Jahrhunderts wurde. Die Ethnogenesen der Vandalen und damit letztlich auch ihre Reichsgründung in Nordafrika sind nur unter Berücksichtigung eben dieser Migrationen zu verstehen. Erst im Zusammenschluss verschiedener gentiler Verbände unter einem -alten und prestigeträchtigen Namen, wie dem der Vandalen, konnte es gelingen, sich in der wandelnden römischen Welt von Spätantike und Frühmittelalter zu behaupten.