Kooperation und Kontrolle
Die Arbeit der Stasi-Operativgruppen im sozialistischen Ausland
Christian Domnitz
Das Buch bietet einen Einblick in die »geheimpolizeiliche Außenpolitik« des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Da vom Beginn der 1970er Jahre an immer mehr DDR-Bürger als Touristen, Studierende, Auslandsarbeiter und Wissenschaftler ins sozialistische Ausland reisten, sah sich das MfS veranlasst, auch in den verbündeten Ländern überwachend aktiv zu werden. So stationierte es in der Sowjetunion, in Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und Bulgarien dauerhaft Operativgruppen, also eigene Offiziere, die die Kontrollanmaßung des MfS über die eigenen Landesgrenzen hinaus ausweiteten. Das Buch beschreibt die Struktur und Arbeitsweise der Operativgruppen und interpretiert sie als einen Vernetzungsversuch des MfS mit den kooperierenden Geheimpolizeien. Dabei agierten die MfS-Offiziere im interkulturellen Kontakt oft unsicher und unpassend. Das generelle Misstrauen der Geheimpolizeien untereinander blieb bestehen, und die Zusammenarbeit gestaltete sich von Land zu Land sehr unterschiedlich. Die exterritoriale MfS-Überwachung blieb für die davon Betroffenen nicht ohne Folgen: Sie engte die Freiheiten der Bürger ein. Doch das Tempo der grenzüberschreitenden geheimpolizeilichen Vernetzung blieb hinter dem der Gesellschaften zurück.