Krisis der Moderne
Georg Trakl im intertextuellen Dialog mit Nietzsche, Dostojewskij, Hölderlin und Novalis
Hanna Klessinger
Die vorliegende Arbeit untersucht die Funktion literarischer Bezugnahmen in Georg Trakls später Lyrik. Die Autorin liest Trakls Gedichte als „Antwortgedichte“ auf bedeutende Bezugsautoren der Moderne. Die Gegenstimmen des intertextuellen Dialogs werden durch detaillierte Lektüren der „Prätexte“ rekonstruiert: Friedrich Nietzsches Also sprach Zarathustra, Fjodor Dostojewskijs Schuld und Sühne, Friedrich Hölderlins Elegie Menons Klagen um Diotima und Novalis’ Heinrich von Ofterdingen. Die vergleichenden Interpretationen zeigen, wie Trakl den Rückgriff auf das poetische Erbe dazu nutzt, eine krisenhafte Moderne-Erfahrung zu artikulieren. Durch die Ergebnisse der intertextuellen Gedichtanalysen lässt sich Trakl, der von der Forschung häufig isoliert wird, im literarischen Feld der klassischen Moderne und ihrer Traditionslinien verorten. Die intertextuelle Methode erweist sich außerdem als ein Mittel, die vieldiskutierte Hermetik von Trakls später Lyrik zu brechen.