Künstler ohne Werk
Modelle negativer Produktionsästhetik in der Künstlerliteratur von Wackenroder bis Heiner Müller
Alexandra Pontzen
Die paradoxe Auffassung, dass es Künstler ohne Kunstwerke gibt, ist eine Besonderheit der deutschen Literatur. Ihre Wurzeln liegen in der Genieästhetik und im Werkbegriff des deutschen Idealismus, ihre Wirkungen zeigen sich in der Ideen- und Literaturgeschichte und reichen bis in die Poetik der Moderne.
Die Autorin untersucht die Verflechtung von Motiv- und Ästhetikgeschichte des „Künstlers ohne Werk“ von den Anfängen um 1800 bis in die Gegenwart. Einzelanalysen zu Texten von Wackenroder, Tieck oder E.T.A. Hoffmann über Arthur Schnitzler und Thomas Bernhard bis hin zu Heiner Müller verweisen auf die Bandbreite einer (bislang ungeschriebenen) negativen Ästhetikgeschichte. Dabei geht es auch um die unterschiedlichen Voraussetzungen des Werkverzichts wie etwa Genie-Idee, Publikumsverachtung, „Writer’s block“ oder negative Erhabenheit. Diese ebenso historisch wie systematisch angelegte Studie ist eine erste Grundlage für eine Funktionsgeschichte des Künstlertums ohne Werk innerhalb der deutschen Kulturgeschichte.