Laute Geheimnisse
Calderón de la Barca und die Chiffren des Barock
Wolfram Aichinger, Simon Kroll
Neben dem bekanntesten Schauspiel Calderóns »Das Leben ist Traum« steht unter anderem – relativ unbekannt – »Das laute Geheimnis« (El secreto a voces, 1642). Als Sekretär der Fürsten, Kaplan und Komödiendichter des spanischen Habsburgerhofs muss Calderón die vielen Facetten des Geheimnisses und der Intrige gekannt haben, und er entfaltet sie hier in der Form einer, oberflächlich gesehen, konventionellen Verwechslungskomödie.
Dieses Buch begibt sich auf die Spuren der Frage: Was ist ein Geheimnis? Was wird verheimlicht? Wem können verborgene Dinge anvertraut werden? Was lässt sich eine Herzogin die Enthüllung eines Geheimnisses kosten?
Von hier aus führt eine direkte Linie zu kulturtheoretischen Untersuchungen der Inszenierung von Macht durch öffentliche Geheimnisträger, zur Verschwörung bis hin zur Rebellion und zu heutigen Kommunikationspraktiken wie der der »offenen Geheimnisse«, also jener Bereiche geteilten Wissens, die mit Kommunikationsverbot oder Tabu belegt sind. Es eröffnet sich ein weites Spektrum aktueller Metamorphosen barocker Kultur.