Leben und Lebenskunst am Beginn des 21. Jahrhunderts
Wilhelm Schmid
Fragen nach dem eigenen Selbstverständnis sind genauso aktuell wie das Bedürfnis, sein Leben bewusst zu gestalten. Wo Traditionen und Normen ihre Bindungskraft verlieren, steigt das Interesse an einer alten Philosophie der Lebenskunst. Sie gründet auf einer Tradition der Antike und erlebt zur Zeit eine Renaissance. Dem Einzelnen entstehen durch die Pluralisierung der Lebensstile zwar neue Wahlmöglichkeiten und Chancen, doch damit ist zugleich ein höheres Maß an Selbstverantwortung verbunden. Die Informations- und Wissensgesellschaft übt einen ständigen Anpassungs- und Orientierungsdruck aus, zugleich nimmt das Reservoir an allgemein verbindlichen Wert- und Verhaltensmustern ab. Die mit der Digitalisierung verbundene restlose Beschleunigung aller Lebensprozesse findet in der philosophischen Lebenskunst mit dem memento mori (bedenke, dass du sterblich bist) scheinbar ihren Gegenpol. Vor diesem Hintergrund ist das Individuum stärker als je zuvor gefordert, sich seiner selbst bewusst zu werden und als ein handelndes und verantwortungsbewusstes Subjekt zu begreifen. Der Band ‚Lebenskunst im 21. Jahr-hundert‘ stellt einige der bedeutendsten Vertreter der aktuellen Diskussion vor und versucht, Fragen nach der geistigen Existenz des Menschen mit den aktuellen Bedingungen des Informationszeitalters zu verknüpfen.