Leben und Schicksal der jüdischen Landgemeinde Barchfeld/Werra
Sie waren Nachbarn und Freunde unserer Vorfahren
Klaus Schmidt
Der thüringische Ort Barchfeld/Werra, lange Zeit eine hessische Exklave, war von 1566 bis 1933 für viele jüdische Familien Heimat, ein „gesegnetes Land“, in dem sie ihre Religion ausüben und ein vielfältiges Geschäftsleben zum Wohle des Ortes entfalten konnten.
Dieses friedliche Zusammenleben änderte sich schlagartig 1933 nach der Machtergreifung der NSDAP. Die Juden wurden in ihren Rechten eingeschränkt und von der Dorfgemeinschaft ausgegrenzt. Auch in Barchfeld zeigte der staatlich geschürte Hass Wirkung, indem ein Teil der christlichen Einwohner stillschweigend die Repressalien gegen die jüdischen Mitbürger duldete, einige waren auch Mittäter. Das Leben von 62 Barchfelder Juden endete in Hitlerdeutschlands Vernichtungslagern, etliche andere retteten sich zum Glück ins Ausland. Die jüdische Landgemeinde wurde ausgelöscht, doch erfreulicherweise leben heute viele Nachkommen der Emigrierten in verschiedenen Ländern. Kontakte zu diesen Nachfahren und zu den letzten Juden, die einst in Barchfeld lebten, sowie Aussagen von Augenzeugen ermöglichten das authentische Entstehen der Chronik. Sie berichtet u.a. von 20 Familiengeschichten über mehrere Generationen, über die Judenhäuser und ihre früheren Bewohner sowie über den jüdischen Friedhof. Konkrete Fakten zum Leben und Schicksal machen dieses wichtige Kapitel der Lokalgeschichte einprägsam und unvergessen. Es ist unsere Verpflichtung, die Erinnerung an diese verhängnisvolle Epoche, aber ebenso an die zuvor gelebte friedliche Gemeinschaft wachzuhalten.