Lebende Anatomie 2019
Ein Kalender zwischen Kunst und Wissenschaft
Sophie Valentin, Sten Hannes Voigtländer
Kunst liegt im Auge des Betrachters, Wissenschaft nicht – und genau hier wird es spannend. In der Wissenschaft wollen wir objektivieren, systematisieren und allem einen Namen geben. Ebenso in der Medizin: Vom Schamanen zum Chefarzt gab es eine Evolution in der Beschreibung von Krankheitsbildern und Heilmethoden. Hier wird analysiert, schematisiert und zusammengefasst. Doch in der Kunst bewahren wir uns das genaue Gegenteil: Wir individualisieren, erschaffen und lassen Platz für Interpretationen. Wirklich faszinierend wird es am Schnittpunkt beider Welten: In der Natur gibt es überall geometrische Formen, Größen und Farben, die man messen und skalieren kann. Doch der Mensch bleibt einzigartig – jeder ist auf seine Weise ein Unikat – das wissen nicht nur Ärzte und Physiotherapeuten. In der Natur gibt es zwar paarig angelegte Organe und Extremitäten, jedoch keine absolute Symmetrie. Mit krummer Wirbelsäule, schiefem Becken, platten Füßen und abstehenden Zehen ist der menschliche Körper lebende Wissenschaft und Kunst zugleich.
Dieser Kalender ist eine Komposition zweier Welten. Uns ist der Brückenschlag zwischen Kunst und Wissenschaft gelungen: Bilder, die mit ihrer Ästhetik begeistern und gleichzeitig die Vielfältigkeit in der Anatomie beleuchten. Weniger Schema, mehr Mensch. Lebende Anatomie.