Leonardos Mona Lisa
Die Ueberformung eines Gemäldes
Wolfgang Kosack
In meiner Mappe „Kitsch“ sammelten sich im Laufe der Jahre so viele Bilder und Beiträge über Leonardos ‚Mona Lisa’ an, daß ich es für wichtig fand, die Hintergründe dieses Bildes zu erforschen aber auch die des Künstlers. Fast alle Malerfürsten in der Frühzeit der Renaissance waren schwul oder allenfalls bisexuell.
1 Sie malten mit Begeisterung männliche Akte, die sie in ihren Ateliers gemietet haben. Zuweilen verliebten sich die Maler in ihre Modelle, was möglichst von beiden Beteiligten, so gut es ging, verheimlicht wurde. In seltenen Fällen waren es stadtbekannte Lustknaben, die man egal wofür mieten konnte, die Probleme mit der Polizei verursachten und den Maler mit einem Prozeß wegem wider natürlicher Unzucht (an Minderjährigen, an öffentlichen Hurenbengeln usw.) belangten. Vereinzelt begegneten die Künstler nackten Männern in freier Natur, um sie studieren, skizzieren und malen zu können. Die Moralvorstellungen waren rigide, von der Katholischen Sittenlehre geprägt, Nacktheit war ein öffentliches Ärgernis, Homosexualität wurde gerichtlich verfolgt, Beteiligte wurden verurteilt und gehängt. Manchmal malten die Maler sich selbst ohne Kleidung nach Leonardos Motto: Ogni dipintore dipinge se „Jeder Maler malt sich selbst“. Leonardo zeichnet sich selbst nackt in einem Kreis und im Quadrat, mit grimmiger Miene und einen Wuschelkopf 2
‚Der Mensch des Vitruv’. Dieser Mensch des Vitruf dürfte allen Europäern gegenwärtig sein, denn er findet sich auf der Bildseite der italienischen 1 € Münze: Vollständiger Text im Buch