Lyrikanalyse für Romanisten
Eine Einführung
Hermann H. Wetzel
Lyrik ist das Stiefkind der Literaturbeflissenen und des Literaturunterrichts. Sie gilt als schwierig und elitär, moderne Lyrik gar als unverständlich. Dabei bieten die überschaubare Länge der Texte und die Dichte ihrer sprachlichen Gestaltung besonders günstige Voraussetzungen, um in teilweise spielerischem Umgang mit Sprache die Funktion von Literatur allgemein und das Vergnügen an der Lektüre kennen zu lernen.
Die besondere Leistung von Lyrik und damit auch ihr Reiz liegen in dem charakteristischen Gebrauch, den sie von Sprache macht. Sie dient im Unterschied zur Alltagssprache nicht in erster Linie der bloßen Information (referentielle Sprachfunktion), sondern der sinnlich-emotionalen, ästhetischen Anregung des Lesers und dadurch erst der Erweiterung und Präzisierung seiner Sichtweise auf die Welt.
Das vorliegende Buch möchte mit zahlreichen praktischen Beispielen aus dem Bereich der drei großen romanischen Sprachen von der Renaissance bis zur Gegenwart die Lyrik verständlicher machen und das Vergnügen an lyrischen Texten wecken. Er stellt das dafür notwendige Instrumentarium zur Verfügung und richtet sich sowohl an Studienanfänger/innen als auch an fortgeschrittene Studierende und Examenskandidat/innen aller literaturwissenschaftlichen Studiengänge, insbesondere der Romanistik.