ma carpediem
Märchen einer Ehebrecherin
B. Naporra
Gegenwartsliteratur in historisierendem Gewand. Vor antiker Gedankenkulisse setzt B. Naporra sich mit aktuellen Fragen auseinander. Sie erzählt von dem selbstgefälligen Blick Vieler auf das Bild der Mutter. Sie lässt ihre Leser vor der Rache einer zutiefst gedemütigten Frau für die Willkür mehr oder weniger mächtiger Männer schaudern. In „Eventus ist müde“ streift sie bei ihrem selbstkritischen Blick auf unseren Umgang mit Illusionen und Visionen beinahe wie nebenbei die Theodizee-Frage. Ihre Heldinnen sind nicht tadellos und schön. Sie sind authentisch und glaubwürdig. Die Autorin schreibt in ihren Märchen über Habsucht und Bauernopfer. Ob „Pastellmalerin“ oder „Purpurhändlerin“, ob Marga-Cora in „Mellina“ oder „Rabenmutter“: Sie geht meist fair mit den Herren der Schöpfung um, mal boshaft, mal verständnisvoll.
Neun Märchen, eine Geschichte, eine amüsante PR-Ente, ein Gedicht, ein Rezept, ein Bisschen Parfum, ehrliche Worte einer Mutter an ihre Tochter: „Vieles liegt im Auge des Betrachters“, so auch die Autorin selbst, die nicht unter ihrem Ehenamen schreibt, sondern unter Synonym, dem Namen ihres Lebensgefährten.