Marxismus versus Kulturkonservatismus?
Zur Konzeption des Intellektuellen im literaturkritischen Werk von Stephen Spender und F. R. Leavis
Anne Hrach-Wagner
Mit Stephen Spender und F. R. Leavis hat dieses Buch zwei als politisch konträr geltende Literaturkritiker im Blick, deren Werk im England der Zwischenkriegszeit, insbesondere in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts die aktuellen Probleme aus Kultur, Politik und Wirtschaft reflektiert und mehrfach konkrete Lösungsvorschläge anbietet. Beide Autoren entwickeln ihre Gedanken unabhängig voneinander an der Projektionsfigur des Intellektuellen, der angesichts einer von unmittelbaren Bedrohungen geprägten Zeit gesellschaftliche Neuentwürfe initiieren soll.
Die vorliegende Untersuchung wirft ein neues Licht auf bisher kaum hinterfragte literaturgeschichtliche Etikettierungen wie „Salonmarxismus“ (Spender) und „Konservatismus“ (Leavis). Sie zeigt anhand der Entwicklungen der jeweiligen Intellektuellen-Konzeptionen, wie beide Autoren vor allem im Laufe der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts ihre Wahrnehmung der Gegenwart verändern und zu welch unerwarteten Richtungsänderungen sie dabei kommen. Jedoch vereint die Auseinandersetzung mit einer höchst problematischen Zeit beide Autoren in einem gemeinsamen Ziel: die Freiheit der Literatur gegen Vereinnahmung zu verteidigen.