Mathematische Forschung und Lehre an der Universität Wittenberg
Band 1. Frühe Mathematik und Kometenbeobachtung in Wittenberg
Karin Richter, Silvia Schöneburg
Die Entwicklung der mathematischen Lehre an der Wittenberger Hochschule ist, insbesondere in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens, durch protestantisches Wissenschaftsverständnis, sowie durch den Einfluss und die wissenschaftlichen Lehrintentionen Philipp Melanchthons geprägt. Anhand der Darstellung der mathematischen Lehrsituation an der Wittenberger Hochschule in den ersten zwei Jahrhunderten ihres Bestehens, in denen typische Entwicklungstendenzen und Charakteristika aufgezeigt werden, wird im ersten Teil dieses Bandes ein anschauliches und vielschichtiges Bild über den Stand und den Stellenwert der Mathematik resp. der mathematischen Lehre an der Wittenberger Universität vermittelt. Die Herausbildung mathematischer Lehr- und Forschungstätigkeit an der Wittenberger Universität ist in der mathematikgeschichtlichen Literatur ein nach wie vor fragmentarisch behandelter Problemkreis. Dies ist umso erstaunlicher, als so bedeutende Mathematiker wie etwa Georg Joachim Rhaeticus oder Erasmus Reinholdus in dieser Zeit das universitäre Leben an der Wittenberger Hochschule in wichtigen Punkten mitgeprägt haben. Darüber hinaus hat die Wittenberger Universität einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung und Akzentuierung der damaligen Bildungslandschaft Deutschland, speziell auch auf naturwissenschaftlichem Gebiet, geleistet. Die verfügbaren historischen Quellen erweisen sich diesbezüglich als reichhaltig, vielschichtig und weit mehr als nur lokal und zeitlich begrenzt bedeutsam. Mit der Schriftenreihe sollen Beiträge zur Erforschung der Wittenberger Universitätsgeschichte erbracht werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der mathematischen Lehrtätigkeit in den ersten zwei Jahrhunderten des Bestehens der Universität. Begleitet wird dies durch Untersuchungen zu mathematikhistorischen Grundfragen des 16.und 17. Jahrhunderts und zur historischen Bildungs- und Erziehungstheorie auf dem Gebiet der Mathematik. Einordnungen in die mitteleuropäische Bildungslandschaft ergänzen die Betrachtungen und runden sie ab.