Megafusionen.
Motive, Erfahrungen und wettbewerbspolitische Probleme.
Peter Oberender
Megafusionen werfen viele Fragen auf: Handelt es sich um die rationale Antwort auf Globalisierung und deregulierte Märkte? Oder entspringen solche Zusammenschlüsse eher dem Machtwillen eines „größenwahnsinnigen“ Managements? Und welche wettbewerbspolitischen Konsequenzen haben diese Aktivitäten? Die Arbeitsgruppe Wettbewerb im Wirtschaftspolitischen Ausschuss des Vereins für Socialpolitik hat sich im Rahmen ihrer Jahrestagung 2001 in St. Gallen mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Die dort gehaltenen Vorträge sind in dem Band „Megafusionen“ erschienen.
Im Mittelpunkt stehen Erfahrungsberichte von Praktikern. Die theoretische Fundierung liefern Henning Klodt und Jörn Kleinert vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Sie zeichnen bisherige Fusionswellen empirisch nach und untersuchen Fusionsmotive. Fusionen im Finanzsektor thematisieren Axel Siedenberg (Deutsche Bank Research) und Wolfgang Arnold (Bundesverband Deutscher Banken). Siedenberg befasst sich mit den Motiven, die Fusionen im Finanzsektor zugrunde liegen, und zeigt zugleich deren gesamtwirtschaftliche Auswirkungen auf. Arnold stellt speziell auf den WestLB-Fall ab.
Einen weiteren Branchenschwerpunkt bildet die Pharmaindustrie. Theo Sproll (Novartis Deutschland) und Thomas Werner (GlaxoSmithKline Deutschland) berichten über die Fusionserfahrungen ihrer Unternehmen.
Als Instrumente der strategischen Entwicklung des Gesamtkonzerns in dynamisch wachsenden Märkten stellt Klaus Hofmann (Deutsche Telekom AG) die Fusionsaktivitäten der Deutschen Telekom dar. Gert von der Groeben (E.ON AG) zeigt auf, wie die Deregulierung der europäischen Strommärkte Fusionen in der Branche der Energieerzeuger beeinflusst hat. Horst Kuschetzki (Edscha AG Remscheid) stellt am Beispiel der Automobilzuliefererbranche die Auswirkungen von Fusionen auf vorgelagerte Wirtschaftsstufen dar. Henning Klodt ordnet in seinem Abschlussreferat die Vorträge dieser Tagung in die Wettbewerbstheorie ein.