Meine Kindheit
- oder wie ich mein erstes Leben meisterte
Christa Kaschull
Ich habe am 23. September 1946 das Licht der Welt erblickt. Ich will versuchen, ein Bild meiner Kindheit zu malen – und so habe ich sie erlebt – meine Kindheit!
Die Zeiten, dass wissen sicher noch viele aus diesem Jahrgang, waren nicht rosig. Ein Neugeborenes wurde entweder vergöttert, oder es war einfach nur da. Vergöttert, um in diesen eher tristen Zeiten zu zeigen, seht, wir leben und wir lieben uns, wir pflanzen uns fort um unserem Leben einen Hoffnungsschimmer zu geben. Wir geben unsere ganze Liebe für dich her, du kleines Menschlein.
Dann waren da die Kinder, die eben so nebenbei auf die Welt purzelten. Man musste sie hinnehmen – oder auch nicht. Aber der neue Staat legte großen Wert auf die heranwachsende Jugend. Der Staat wollte sie nach seiner Ideologie formen, sozialistisch erzogene Menschen sollten sie werden. Nun so weit, so gut. Für mich war es ein Glück, in diesem Staat geboren worden zu sein, obgleich er doch für andere später die Hölle war.
Wenn ich heute zurückdenke, hat mir dieses straffe System etliche Male mein kleines und auch mein großes Leben gerettet. Oder war ich es vielleicht sogar selbst?
Ich kann mich an Ereignisse erinnern, die weit zurück in meiner Kindheit liegen. Leider ist es so, dass mich manche dieser Erlebnisse noch heute in meinen Träumen heimsuchen. Es sind keine Alpträume und sie führen mich auch nicht auf die Couch eines Psychologen, aber da es sie nun mal gibt, schreibe ich sie auf.